Monday, 14. September 2020
Es ist, wie es ist
Wir feiern, trotz Corona, schön auf Abstand, Oma Hannas Geburtstag. Wir, das sind Tara, Gitte und ich, und natürlich die Oma. Wir sitzen im Garten und lassen es uns gut gehen.
Tara fragt irgendwann, ob sie rein kann, aufs Klo.
Selbstverständlich, sage ich. Du kannst dir so ein kleines Gästehandtuch aus dem Regal nehmen.
Ich hab da schon mein kleines rosa Handtuch hingehängt, sagt Oma Hanna.
Warum sagt sie das denn jetzt, frage ich mich sofort. Nachher denkt Tara, sie soll sich doch kein eigenes Handtuch nehmen. Ach Quatsch, denke ich praktisch im selben Moment und sage nichts.
Hinterher stelle ich fest, dass im Bad nur das kleine rosa Handtuch hängt.
Es ist, wie es ist, sagt Gitte immer. Es könnte aber auch anders sein.
(C) 2020
Tara fragt irgendwann, ob sie rein kann, aufs Klo.
Selbstverständlich, sage ich. Du kannst dir so ein kleines Gästehandtuch aus dem Regal nehmen.
Ich hab da schon mein kleines rosa Handtuch hingehängt, sagt Oma Hanna.
Warum sagt sie das denn jetzt, frage ich mich sofort. Nachher denkt Tara, sie soll sich doch kein eigenes Handtuch nehmen. Ach Quatsch, denke ich praktisch im selben Moment und sage nichts.
Hinterher stelle ich fest, dass im Bad nur das kleine rosa Handtuch hängt.
Es ist, wie es ist, sagt Gitte immer. Es könnte aber auch anders sein.
(C) 2020
Saturday, 18. January 2020
Telefonlawine
A: Wo ist denn mein Ingwer, den du mir gestern besorgt hast?
B: Oh! Hab ich den noch in der Tasche? Sorry!
A: Hier ist er jedenfalls nicht. Ich hab dich noch gefragt, gestern, da hast du gesagt: hier ist er.
B: Was? Daran kann ich mich gar nicht erinnern.
A: Doch. Als ich nach der Rechnung gefragt hab.
B: Daran erinnere ich mich, da hab ich gesagt, samt Ingwer hat es nur um die fünf Euro gekostet.
A: Ja, und du hast gesagt: hier ist er.
B: Daran kann ich mich wie gesagt gar nicht erinnern. Tut mir leid. Ich bringe ihn dir gleich. Aber warum hast du denn nicht gefragt: Wo? Und gesagt: Gib her?
A: Ach weißt du, da verlass ich mich doch drauf, wenn du sagst: hier ist er.
B: Moment mal, Moment mal! (lacht) Da kommst du jetzt aber nicht raus aus der Sache. Wir sind beide verantwortlich!
A: (genervt) Was soll das denn jetzt wieder? Kannst du nicht mal normal reden?
B: (überrascht) Hey, was heißt denn "normal"? Ich hab doch nur gesagt, dass du mir jetzt nicht irgendwie Schuld zuweisen kannst. Wir sind doch beide beteiligt.
A: Ach, weißte, ständig musst du alles überbewerten. Du hast ja so Recht mit allem!
B: Das hab ich doch gar nicht gesagt. Es gibt doch keinen Grund, jetzt so zu reagieren...
A: Ach, hör doch jetzt endlich auf. Wenn du schlechte Laune hast wegen deiner Arbeit, musst du die nicht an mir auslassen.
B: Mensch, hör doch mal! Was hat denn die Arbeit damit zu tun? Es gibt doch keinen Grund mich zu kränken. Hab ich dich irgendwie gekränkt? War keine Absicht...
A: Ja, du bist immer das arme Opfer. Du hast ja so Recht mit allem! Ich bin an allem Schuld.
B: Das hat doch niemand gesagt. Was ist denn bloß los? Findest du nicht, dass du überreagierst? Das versteh ich gar nicht..
A: Ich verstehe das auch nicht... Bei einem so intelligenten Menschen...
B: Was soll das denn jetzt heißen -
A: (legt auf)
B: Oh! Hab ich den noch in der Tasche? Sorry!
A: Hier ist er jedenfalls nicht. Ich hab dich noch gefragt, gestern, da hast du gesagt: hier ist er.
B: Was? Daran kann ich mich gar nicht erinnern.
A: Doch. Als ich nach der Rechnung gefragt hab.
B: Daran erinnere ich mich, da hab ich gesagt, samt Ingwer hat es nur um die fünf Euro gekostet.
A: Ja, und du hast gesagt: hier ist er.
B: Daran kann ich mich wie gesagt gar nicht erinnern. Tut mir leid. Ich bringe ihn dir gleich. Aber warum hast du denn nicht gefragt: Wo? Und gesagt: Gib her?
A: Ach weißt du, da verlass ich mich doch drauf, wenn du sagst: hier ist er.
B: Moment mal, Moment mal! (lacht) Da kommst du jetzt aber nicht raus aus der Sache. Wir sind beide verantwortlich!
A: (genervt) Was soll das denn jetzt wieder? Kannst du nicht mal normal reden?
B: (überrascht) Hey, was heißt denn "normal"? Ich hab doch nur gesagt, dass du mir jetzt nicht irgendwie Schuld zuweisen kannst. Wir sind doch beide beteiligt.
A: Ach, weißte, ständig musst du alles überbewerten. Du hast ja so Recht mit allem!
B: Das hab ich doch gar nicht gesagt. Es gibt doch keinen Grund, jetzt so zu reagieren...
A: Ach, hör doch jetzt endlich auf. Wenn du schlechte Laune hast wegen deiner Arbeit, musst du die nicht an mir auslassen.
B: Mensch, hör doch mal! Was hat denn die Arbeit damit zu tun? Es gibt doch keinen Grund mich zu kränken. Hab ich dich irgendwie gekränkt? War keine Absicht...
A: Ja, du bist immer das arme Opfer. Du hast ja so Recht mit allem! Ich bin an allem Schuld.
B: Das hat doch niemand gesagt. Was ist denn bloß los? Findest du nicht, dass du überreagierst? Das versteh ich gar nicht..
A: Ich verstehe das auch nicht... Bei einem so intelligenten Menschen...
B: Was soll das denn jetzt heißen -
A: (legt auf)
Friday, 29. November 2019
Schlafenszeit
Winter 1990. IC von Berlin nach Frankfurt am Main. Ein verschlafener Fahrgast wird vom Schaffner geweckt.
Augenreibend fragt der Schläfer: "Sind wir schon über die Grenze?"
"Wohl etwas länger geschlafen!" grinst der Schaffner.
Augenreibend fragt der Schläfer: "Sind wir schon über die Grenze?"
"Wohl etwas länger geschlafen!" grinst der Schaffner.
Thursday, 23. May 2019
Lichtblick
Heute wieder der ganze Briefkasten voller Werbung, denkt Adele. Wird immer schlimmer!
Seit sage und schreibe 64 Jahren wohnt sie in dem Haus. Viele sind ein- und wieder ausgezogen. Ihr Mann ist gestorben. Die Tochter ist auch schon lange weg. Sie aber ist geblieben. Seit ihre Eltern ihr die Wohung überlassen hatten, ist sie die Mieterin. Hier wird man sie nur mit den Füßen zuerst raustragen, denkt sie oft.
Die anderen haben Schilder an ihren Briefkästen. Keine Werbung. Gab's das früher auch schon? Kann mich nicht erinnern.
Sie nimmt die Kataloge, kostenlosen Zeitungen und die Werbeflyer aus ihrem Briefkasten.
Wenigstens kriege ich Post.
Seit sage und schreibe 64 Jahren wohnt sie in dem Haus. Viele sind ein- und wieder ausgezogen. Ihr Mann ist gestorben. Die Tochter ist auch schon lange weg. Sie aber ist geblieben. Seit ihre Eltern ihr die Wohung überlassen hatten, ist sie die Mieterin. Hier wird man sie nur mit den Füßen zuerst raustragen, denkt sie oft.
Die anderen haben Schilder an ihren Briefkästen. Keine Werbung. Gab's das früher auch schon? Kann mich nicht erinnern.
Sie nimmt die Kataloge, kostenlosen Zeitungen und die Werbeflyer aus ihrem Briefkasten.
Wenigstens kriege ich Post.
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