Wednesday, May 14. 2014
Entität
Das Aufwachen war das Merkwürdigste.
Wenn Menschen vom Aufwachen sprechen, dann meinen sie meistens den Moment, an dem ihr Bewusstsein wieder eingeschaltet wird. Doch sein Bewusstsein war nicht ausgeschaltet gewesen, wie also konnte man da von Aufwachen sprechen? Es hatte sich vielmehr so angefühlt, als würde er an einem Punkt konzentriert, als würde er gesammelt und zusammengeschoben.
Zudem konnte er sich an jede nur denkbare Zeiteinheit davor erinnern. Er wusste, dass ihm mulmig geworden war, dieses Gefühl von Schwere, vom Fallen aus großer Höhe, begleitet von einer leichten Übelkeit, die man nicht richtig greifen konnte. Er hatte bemerkt, dass die Personen um ihn herum aufgeregt reagierten und sich um ihn kümmerten, was er gleichermaßen selbstverständlich und absolut verwunderlich fand. Denn offenbar kannte er doch jeden von ihnen und war ihnen stets nahe gewesen, aber gleichzeitig erschienen sie ihm fremd, waren Wesen aus einer anderen Dimension, die er niemals gesehen oder gehört hatte, ja, die er nicht mal sehen oder hören konnte.
Dann wurde die Übelkeit so stark, dass er alle um sich herum ausblenden konnte und ganz dick in diesem Gefühl saß, ohne sich daraus befreien zu können. Zu wollen, sollte er sagen, denn er hatte keine Schmerzen. Oder wenn doch, dann fühlte er sie nur durch eine watteartige Betäubung, obwohl er sich ganz sicher war, dass niemand ihm eine solche gegeben hatte.
Dann tat es einen Schlag, einen heftigen donnernden Schlag, viel stärker als das Auftreffen eines schweren Eisenhammers auf seinem Amboss, und alles war fort.
Keine Übelkeit, keine Wesen aus irgendeiner Dimension, keine Geräusche oder Farben, nichts mehr. Er hätte erforschen können, wo das alles geblieben war, aber es ergab sich nicht, und er hatte kein Verlangen danach. Er hatte alle Zeit und allen Raum für sein Denken, aber er hatte auch nicht einmal den Wunsch sich vollends auszubreiten. Er war, was er war, nur das.
Ob linear gesehen Zeit verging, und wenn ja, wie viel, er hätte es nicht sagen können. In der Bedürfnislosigkeit relativieren sich alle Maße, denn groß und klein, und dick und dünn, alt und neu, gestern, heute morgen, all das benötigten wir nur, um letztendlich unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Nur darum werteten und maßen wir ständig, was uns begegnet und womit wir umgingen.
Und dann war er da, dieser Moment, den er auch weder räumlich noch zeitlich hätte eingrenzen können. Vielleicht dauerte er eine halbe Ewigkeit und war insofern eigentlich kein einzelner Moment. Vielleicht geschah er ihm allein oder der Gesamtheit denkender Individuen. Er wusste es nicht. Aber es spielte auch keine Rolle. Er bemerkte ihn, und das war es, worauf es ankam. Er bemerkte ihn, weil sich etwas in seinem Bewusstsein änderte. Er wachte also doch auf, wenn man es genau betrachtete.
Das Ändern spielte sich so ab. Aus Raum- und Zeitlosigkeit, aus purer Anwesenheit und deren Bedürfnislosigkeit stürzte er auf jenen einen Punkt. Er sagte "stürzen", obwohl das eigentlich das falsche Wort war, denn es beschrieb eine bestimmte Richtung, und damit einen Zielpunkt und einen Punkt, von dem aus man stürzte. Er hatte keinen solchen Ausgangspunkt. Es war vielmehr so als stürzte unendlich viel von ihm ins Innere einer Kugel. Das Dumme war nur, wäre es eine Kugel gewesen, hätte es ein Außen oder zumindest ein Innen dieser Kugel gegeben, also eine Fläche, von der aus er hätte stürzen können. Und diese Fläche gab es definitiv nicht.
Im Fallen wusste er bereits, dass es nicht darum ging, eine Strecke zurückzulegen. Es ging einfach nur darum, sich zu sammeln, sich zu vereinen, in sich, nicht mit etwas anderem, und sich zu konzentrieren, das hieß, alles andere auszuschalten, das nicht notwendig war, wie etwa Attribute, Eigenschaften, Präsenz.
Von dort aus musste es beginnen. Und nun wusste er, dass er das kannte. Dass er gewissermaßen das Verfahren kannte, und zwar so gut, wie man üblicherweise den Rücken seiner Hand kennt oder die eigene Stimme oder das Gefühl, auf einer Oberfläche zu liegen.
Er wusste, warum das alles so war und nicht anders, und sogar, warum es nicht geschah, sondern war. Deshalb hatte das Fallen in etwa so viel Relevanz wie das Heben des Arms, wenn man sich einen Pullover anziehen will. Er kannte ja das Ergebnis und war im Grunde schon dort, hier, heute, jetzt.
Nicht dass der Punkt das Ziel gewesen wäre, es ging auch nicht um Raum, es ging um Substanz und Substrat. Sicher, beide hätten das Ende einer Ereigniskette sein können, aber weder Ereignis noch Ende bestimmten das Sein, auch wenn die Menschen das gerne glauben. Es war vielmehr umgekehrt, das Sein bestimmte beide, unwiderruflich.
Hier, jetzt, war der Punkt allerdings nur eine Instanz, und zwar die, die alles zur Umkehr brachte, die den Film rückwärts laufen ließe, wenn man ihr nicht Einhalt geböte.
Er filterte sich. Das Ergebnis würde zufällig sein und bestimmt und relevant und nichtig, wichtig war nur, dass dann wieder etwas geschehen würde. Dann begann alles von vorn.
Er wartete. Materie kann warten, in jeder Form und Zusammensetzung. Und er wusste, dass das Geschehen beginnen würde, wenn er wartete, auch wenn das Warten, dimensionslos gesehen, unsinnig war, weil eben keine Materie da war, die durch ihren Verfall Zeitablauf demonstrierte.
Lustigerweise wusste er sogar, dass das Warten die eigentliche Tat war. Und er fand es auch lustig, so lustig, dass er gelacht hätte, wäre da nicht der Umstand gewesen, dass sein Denken konserviert wurde. Es ließ sich nach, es fuhr sich fort und hörte sich auf, aber er war da. Er wurde wieder.
Schreien sagen wir, würden Neugeborene, weil sie die ungewohnte veränderte Umgebung ängstigt. Und fürwahr, so ist es, sie kommen aus dem Wasser an die Luft, von der Wärme an die Kälte, von absoluter Dunkelheit ins Helle, von der gedämpften Stille in die Welt von Stimmen und Geräuschen.
Über ihn beugte sich etwas Dunkles, und er wusste, dass etwas nicht stimmte. Er versuchte mit den neuen Augen zu fokussieren, aber es gelang ihm nicht, Konturen auszumachen, er sah nur helle und dunkle Flecken. Der Schmerz, unsäglich, unerträglich, praktisch Bestandteil seines Ichs, seine Substanz an sich, kehrte zurück.
Das war es allerdings nicht, was ihn beunruhigte, sondern die Tatsache, dass er darüber nachdachte. Die dunklen und hellen Flecken um ihn herum störte hingegen, dass er nicht schrie.
Wenn Menschen vom Aufwachen sprechen, dann meinen sie meistens den Moment, an dem ihr Bewusstsein wieder eingeschaltet wird. Doch sein Bewusstsein war nicht ausgeschaltet gewesen, wie also konnte man da von Aufwachen sprechen? Es hatte sich vielmehr so angefühlt, als würde er an einem Punkt konzentriert, als würde er gesammelt und zusammengeschoben.
Zudem konnte er sich an jede nur denkbare Zeiteinheit davor erinnern. Er wusste, dass ihm mulmig geworden war, dieses Gefühl von Schwere, vom Fallen aus großer Höhe, begleitet von einer leichten Übelkeit, die man nicht richtig greifen konnte. Er hatte bemerkt, dass die Personen um ihn herum aufgeregt reagierten und sich um ihn kümmerten, was er gleichermaßen selbstverständlich und absolut verwunderlich fand. Denn offenbar kannte er doch jeden von ihnen und war ihnen stets nahe gewesen, aber gleichzeitig erschienen sie ihm fremd, waren Wesen aus einer anderen Dimension, die er niemals gesehen oder gehört hatte, ja, die er nicht mal sehen oder hören konnte.
Dann wurde die Übelkeit so stark, dass er alle um sich herum ausblenden konnte und ganz dick in diesem Gefühl saß, ohne sich daraus befreien zu können. Zu wollen, sollte er sagen, denn er hatte keine Schmerzen. Oder wenn doch, dann fühlte er sie nur durch eine watteartige Betäubung, obwohl er sich ganz sicher war, dass niemand ihm eine solche gegeben hatte.
Dann tat es einen Schlag, einen heftigen donnernden Schlag, viel stärker als das Auftreffen eines schweren Eisenhammers auf seinem Amboss, und alles war fort.
Keine Übelkeit, keine Wesen aus irgendeiner Dimension, keine Geräusche oder Farben, nichts mehr. Er hätte erforschen können, wo das alles geblieben war, aber es ergab sich nicht, und er hatte kein Verlangen danach. Er hatte alle Zeit und allen Raum für sein Denken, aber er hatte auch nicht einmal den Wunsch sich vollends auszubreiten. Er war, was er war, nur das.
Ob linear gesehen Zeit verging, und wenn ja, wie viel, er hätte es nicht sagen können. In der Bedürfnislosigkeit relativieren sich alle Maße, denn groß und klein, und dick und dünn, alt und neu, gestern, heute morgen, all das benötigten wir nur, um letztendlich unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Nur darum werteten und maßen wir ständig, was uns begegnet und womit wir umgingen.
Und dann war er da, dieser Moment, den er auch weder räumlich noch zeitlich hätte eingrenzen können. Vielleicht dauerte er eine halbe Ewigkeit und war insofern eigentlich kein einzelner Moment. Vielleicht geschah er ihm allein oder der Gesamtheit denkender Individuen. Er wusste es nicht. Aber es spielte auch keine Rolle. Er bemerkte ihn, und das war es, worauf es ankam. Er bemerkte ihn, weil sich etwas in seinem Bewusstsein änderte. Er wachte also doch auf, wenn man es genau betrachtete.
Das Ändern spielte sich so ab. Aus Raum- und Zeitlosigkeit, aus purer Anwesenheit und deren Bedürfnislosigkeit stürzte er auf jenen einen Punkt. Er sagte "stürzen", obwohl das eigentlich das falsche Wort war, denn es beschrieb eine bestimmte Richtung, und damit einen Zielpunkt und einen Punkt, von dem aus man stürzte. Er hatte keinen solchen Ausgangspunkt. Es war vielmehr so als stürzte unendlich viel von ihm ins Innere einer Kugel. Das Dumme war nur, wäre es eine Kugel gewesen, hätte es ein Außen oder zumindest ein Innen dieser Kugel gegeben, also eine Fläche, von der aus er hätte stürzen können. Und diese Fläche gab es definitiv nicht.
Im Fallen wusste er bereits, dass es nicht darum ging, eine Strecke zurückzulegen. Es ging einfach nur darum, sich zu sammeln, sich zu vereinen, in sich, nicht mit etwas anderem, und sich zu konzentrieren, das hieß, alles andere auszuschalten, das nicht notwendig war, wie etwa Attribute, Eigenschaften, Präsenz.
Von dort aus musste es beginnen. Und nun wusste er, dass er das kannte. Dass er gewissermaßen das Verfahren kannte, und zwar so gut, wie man üblicherweise den Rücken seiner Hand kennt oder die eigene Stimme oder das Gefühl, auf einer Oberfläche zu liegen.
Er wusste, warum das alles so war und nicht anders, und sogar, warum es nicht geschah, sondern war. Deshalb hatte das Fallen in etwa so viel Relevanz wie das Heben des Arms, wenn man sich einen Pullover anziehen will. Er kannte ja das Ergebnis und war im Grunde schon dort, hier, heute, jetzt.
Nicht dass der Punkt das Ziel gewesen wäre, es ging auch nicht um Raum, es ging um Substanz und Substrat. Sicher, beide hätten das Ende einer Ereigniskette sein können, aber weder Ereignis noch Ende bestimmten das Sein, auch wenn die Menschen das gerne glauben. Es war vielmehr umgekehrt, das Sein bestimmte beide, unwiderruflich.
Hier, jetzt, war der Punkt allerdings nur eine Instanz, und zwar die, die alles zur Umkehr brachte, die den Film rückwärts laufen ließe, wenn man ihr nicht Einhalt geböte.
Er filterte sich. Das Ergebnis würde zufällig sein und bestimmt und relevant und nichtig, wichtig war nur, dass dann wieder etwas geschehen würde. Dann begann alles von vorn.
Er wartete. Materie kann warten, in jeder Form und Zusammensetzung. Und er wusste, dass das Geschehen beginnen würde, wenn er wartete, auch wenn das Warten, dimensionslos gesehen, unsinnig war, weil eben keine Materie da war, die durch ihren Verfall Zeitablauf demonstrierte.
Lustigerweise wusste er sogar, dass das Warten die eigentliche Tat war. Und er fand es auch lustig, so lustig, dass er gelacht hätte, wäre da nicht der Umstand gewesen, dass sein Denken konserviert wurde. Es ließ sich nach, es fuhr sich fort und hörte sich auf, aber er war da. Er wurde wieder.
Schreien sagen wir, würden Neugeborene, weil sie die ungewohnte veränderte Umgebung ängstigt. Und fürwahr, so ist es, sie kommen aus dem Wasser an die Luft, von der Wärme an die Kälte, von absoluter Dunkelheit ins Helle, von der gedämpften Stille in die Welt von Stimmen und Geräuschen.
Über ihn beugte sich etwas Dunkles, und er wusste, dass etwas nicht stimmte. Er versuchte mit den neuen Augen zu fokussieren, aber es gelang ihm nicht, Konturen auszumachen, er sah nur helle und dunkle Flecken. Der Schmerz, unsäglich, unerträglich, praktisch Bestandteil seines Ichs, seine Substanz an sich, kehrte zurück.
Das war es allerdings nicht, was ihn beunruhigte, sondern die Tatsache, dass er darüber nachdachte. Die dunklen und hellen Flecken um ihn herum störte hingegen, dass er nicht schrie.
Tuesday, May 6. 2014
All in all
seems forever seems forever
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all
had some dreams
cast some votes
filed complaints
left some notes
loved some guys
really true
cooked some lies
found out, too
(found out, too)
seems forever seems forever
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all
walked some aisles
shared some fears
raised some smiles
cried some tears
caught some colds
paid some debts
owned to faults
had regretts
(had regretts)
seems forever seems forever
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all
laid some tracks
drew a maze
mended cracks
counted days
lived some lives
learned some stuff
gave some fives
not enough
(not enough)
seems forever seems forever
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all, all in all, all in all
© 2014
To Ben
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all
had some dreams
cast some votes
filed complaints
left some notes
loved some guys
really true
cooked some lies
found out, too
(found out, too)
seems forever seems forever
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all
walked some aisles
shared some fears
raised some smiles
cried some tears
caught some colds
paid some debts
owned to faults
had regretts
(had regretts)
seems forever seems forever
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all
laid some tracks
drew a maze
mended cracks
counted days
lived some lives
learned some stuff
gave some fives
not enough
(not enough)
seems forever seems forever
broke my heart
lost my soul
seems forever seems forever
all in all, all in all, all in all
© 2014
To Ben
(Page 1 of 1, totaling 2 entries)