Saturday, December 25. 2010
Hoffnung
Ich bin noch niemals gerannt, sagt er. Nicht so richtig jedenfalls.
Echt schade, sage ich aufrichtig.
Und dann das dumme Ding, sagt er und zeigt auf sein Dreirad. Das fährt ja nicht mal schnell.
Hmm, sage ich, vielleicht wärs ja gefährlich!
Gefährlich? fragt er und seine Augen glitzern, als wärs das Wunderbarste auf der Welt, wenn etwas gefährlich ist.
Zu gefährlich, betone ich, um ihm da im Ansatz was auszureden.
Bestimmt nicht! holt er sich Terrain zurück. Nein, ganz bestimmt nicht, du!
Ich lächle. Keine Ahnung was er heut im Schilde führt.
Die nächste Pause ist die seine. Der Schulhof ist ihm heute viel zu voll, erzählt er mir. Komm, gehn wir hinten rum!
Ich trotte weiter neben seinem Fahrzeug her und freue mich an diesem Sommer.
Da zeigt er mir die Strecke, lachend, überzeugt.
Ich sage, warte mal, ist das nicht etwas steil?
Und wie er kann, so gut es eben geht, sagt er mit jeder Faser seines Körpers: Nein!
Ich sage: Gut, warum denn nicht! Dann lauf ich aber mit dir diesen Hang hinunter.
Und wieder schüttelt er den Kopf und sagt mir: Nein! Ich will es einmal ganz allein versuchen!
OK. Ganz unbedarft verfolge ich, wie er sich einen Startplatz sucht und damit scheinbar Anlauf nimmt.
Schon zischt das funny vehicle an mir vorbei.
Ich schau ihm nach, die kleine Abfahrt runter, und setzte eben mich in Trab als er die Spur verliert wie eine Bowlingkugel, rechts und rechts und weiter rechts ausschert. Oh weh! Jetzt kippt er!
Mein Herz macht einen Riesensprung. Ich rase los. Jetzt hab ich ihn womöglich umgebracht! Ich soll doch weiter nichts als auf ihn achten! Oh weh, oh weh, das wird ein Nachspiel haben!
Und wie ich bei ihm angekommen bin, da weint er grade Rotz und Wasser, weil er sich weh getan hat bei dem Sturz.
Was soll ich nur den Leuten im Büro erzählen, oder der Familie? Der arme Junge ist vom Rad gefallen, wie konnte das passieren?
Ich zerre ihn zurück auf seinen Sitz, nachdem ich das Gerät auf seine Räder aufgerichtet hab. Noch schluchzt das Kind, das ich so unbedarft hab ziehen lassen. Ich werd gekündigt, soviel steht wohl fest!
Ich streichle seinen Kopf und schaue dann nach seinem Bein, das unten lag. Die Hose etwas aufgerollt kann man es sehen: Das Knie ist etwas aufgeschlagen.
Was, echt? fragt er und hat das Weinen plötzlich eingestellt. Er staunt es an, das aufgeschlagene Knie.
Dann will er rasch zurück und puterrot schieb ich ihn mit dem Ding zurück auf den belebten Pausenhof. Es dauert keine zwei Minuten, da ist er schon umringt von vielen Kindern.
Guckt nur, mein Knie! schreit er so laut er kann. Ich hab ein aufgeschlagnes Knie!! Ja, ich! Ich bin den Hang da hinten -
Er preist es an wie eine Sportkarriere, und alle freuen sich mit ihm.
Ich stelle mich beiseite und fange an, den Umfang dieses ganzen Spieles zu begreifen. Das Knie wird in Gedanken immer so fantastisch aufgeschlagen bleiben.
© 2010
für ud und sc
Echt schade, sage ich aufrichtig.
Und dann das dumme Ding, sagt er und zeigt auf sein Dreirad. Das fährt ja nicht mal schnell.
Hmm, sage ich, vielleicht wärs ja gefährlich!
Gefährlich? fragt er und seine Augen glitzern, als wärs das Wunderbarste auf der Welt, wenn etwas gefährlich ist.
Zu gefährlich, betone ich, um ihm da im Ansatz was auszureden.
Bestimmt nicht! holt er sich Terrain zurück. Nein, ganz bestimmt nicht, du!
Ich lächle. Keine Ahnung was er heut im Schilde führt.
Die nächste Pause ist die seine. Der Schulhof ist ihm heute viel zu voll, erzählt er mir. Komm, gehn wir hinten rum!
Ich trotte weiter neben seinem Fahrzeug her und freue mich an diesem Sommer.
Da zeigt er mir die Strecke, lachend, überzeugt.
Ich sage, warte mal, ist das nicht etwas steil?
Und wie er kann, so gut es eben geht, sagt er mit jeder Faser seines Körpers: Nein!
Ich sage: Gut, warum denn nicht! Dann lauf ich aber mit dir diesen Hang hinunter.
Und wieder schüttelt er den Kopf und sagt mir: Nein! Ich will es einmal ganz allein versuchen!
OK. Ganz unbedarft verfolge ich, wie er sich einen Startplatz sucht und damit scheinbar Anlauf nimmt.
Schon zischt das funny vehicle an mir vorbei.
Ich schau ihm nach, die kleine Abfahrt runter, und setzte eben mich in Trab als er die Spur verliert wie eine Bowlingkugel, rechts und rechts und weiter rechts ausschert. Oh weh! Jetzt kippt er!
Mein Herz macht einen Riesensprung. Ich rase los. Jetzt hab ich ihn womöglich umgebracht! Ich soll doch weiter nichts als auf ihn achten! Oh weh, oh weh, das wird ein Nachspiel haben!
Und wie ich bei ihm angekommen bin, da weint er grade Rotz und Wasser, weil er sich weh getan hat bei dem Sturz.
Was soll ich nur den Leuten im Büro erzählen, oder der Familie? Der arme Junge ist vom Rad gefallen, wie konnte das passieren?
Ich zerre ihn zurück auf seinen Sitz, nachdem ich das Gerät auf seine Räder aufgerichtet hab. Noch schluchzt das Kind, das ich so unbedarft hab ziehen lassen. Ich werd gekündigt, soviel steht wohl fest!
Ich streichle seinen Kopf und schaue dann nach seinem Bein, das unten lag. Die Hose etwas aufgerollt kann man es sehen: Das Knie ist etwas aufgeschlagen.
Was, echt? fragt er und hat das Weinen plötzlich eingestellt. Er staunt es an, das aufgeschlagene Knie.
Dann will er rasch zurück und puterrot schieb ich ihn mit dem Ding zurück auf den belebten Pausenhof. Es dauert keine zwei Minuten, da ist er schon umringt von vielen Kindern.
Guckt nur, mein Knie! schreit er so laut er kann. Ich hab ein aufgeschlagnes Knie!! Ja, ich! Ich bin den Hang da hinten -
Er preist es an wie eine Sportkarriere, und alle freuen sich mit ihm.
Ich stelle mich beiseite und fange an, den Umfang dieses ganzen Spieles zu begreifen. Das Knie wird in Gedanken immer so fantastisch aufgeschlagen bleiben.
© 2010
für ud und sc
Monday, December 20. 2010
A Few Mornings After
The package was right in front of her, and she looked at it, and, at the same time, she did not see it. Her throat was sore and she longed for a glass of water.
The white colour of the package made it clear. White is nothing. Or everything. Every possible shade of colour. Every single touch.
Would the package's content be white, too? A content that would be solving a problem. One of which she did not know whether it was, would become or should be a problem, at all. If you have reached a certain state, she allowed herself to think, not much else counts. You don't count.
She lifted the package up and looked at it, saw it, this time, even read the writing. Once or twice in so many years, and now this. No other answer to it than this package. What if -
She put the package down, flat on one of its sides, and began to open it.
Another thought escaped, unwanted. I wonder what it would have been like.
She took the content and got herself a glass of water.
© 2010
i feel the need, folks, to
stress that this is fiction
The white colour of the package made it clear. White is nothing. Or everything. Every possible shade of colour. Every single touch.
Would the package's content be white, too? A content that would be solving a problem. One of which she did not know whether it was, would become or should be a problem, at all. If you have reached a certain state, she allowed herself to think, not much else counts. You don't count.
She lifted the package up and looked at it, saw it, this time, even read the writing. Once or twice in so many years, and now this. No other answer to it than this package. What if -
She put the package down, flat on one of its sides, and began to open it.
Another thought escaped, unwanted. I wonder what it would have been like.
She took the content and got herself a glass of water.
© 2010
i feel the need, folks, to
stress that this is fiction
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