MEANDER

Gedacht ist jeder Himmel viel realer
Denn jene Welt, die täglich uns umgibt.
Ganz Dichter, Denker, Musiker und Maler,
Die geistige Erfüllung hat, wer liebt.

Dann, scheinbar, dauern alle Tage ewig,
Und keine Schatten stör'n der Sonne Lauf.
Den Gott des Egos stimmt die Liebe gnädig,
Und eine Zeitlang hört das Rennen auf.

Die Story ist so alt wie alles Leben:
Sobald wir oben ankomm'n, geht's bergab,
Der eine nennt sich glücklich, dem's gegeben,
Soweit sie's halten können bis ans Grab.

Der einz'ge Trost beim Abstieg ist die Ferne,
Sei uns die nächste Höhe schon entdeckt,
Den Kummer hat man manchmal auch ganz gerne,
Selbst wenn die Unausweichlichkeit erschreckt.

So kann das Wort nicht lauten: Bleibt alleine -
Ein jeder will nicht, was er muss und soll,
Sofern er kann, dann ist das nur das eine,
Es gilt drum, nehmt euch selber nicht für voll.

Kein wahrer Glaube hält die Türe offen:
Die Menscheit ist, was ihr so vorbestimmt?
Kaum ein Gescheiterter lässt ab vom Hoffen,
Den Sehnsucht immer neu in Anspruch nimmt!

2003,10 ©