Wir alle kennen es, das Dilemma mit den Religionen, wobei es sich dem reinen Wortsinne nach nicht um ein Di-lemma handelt, denn viele Wege führen nicht nur nach Rom, wo zumindest der weltweite Vormarsch des heidnischen Christentums begann. Schon hiervon gibt es jede Menge Varianten und Variationen, schaut man sich aber erst in der gesamten Welt um, findet sich unterschiedlicher Glaube in allen Himmelsrichtungen. Natürlich besitzen Menschen meistens den Glauben ihrer Väter und Vorväter oder -mütter, aber es kommt auch häufig vor, dass sie sich später für eine andere Religion entscheiden, aus den vielfältigsten Gründen übrigens, darunter Überzeugung, Neugierde und sogar schlechtes Gewissen. Immerhin kann man diesen Konvertiten keine Faulheit vorwerfen, denn oft ist der Übertritt in einen anderen Glauben mit vielen Anstrengungen verbunden.
Alle Religionen sind sehr um Authentizität und Seriosität bemüht, schon um nicht als Sekte zu gelten, aber auch um ihrer Botschaft mehr Geltung zu verleihen. Beweise für deren Richtigkeit gestalten sich für alle eher schwierig, weshalb sie wohl auf die Idee mit dem Sprung in den Glauben kamen, welchen man auch als einen Vorschuss am Vertrauen bezeichnen könnte.
Andere wiederum wollten mehr Sicherheiten und schlossen daher einen Vertrag mit der höchsten Entität. So gehen sie davon aus, dass, sollte es der einen Seite gelingen, den Vertrag einzuhalten, die andere dies auch tun muss. Allerdings erschwert sich naturgemäß das Einhalten eines Vertrags durch die Anzahl und Komplexität der Vertragsklauseln, sprich: der religiösen Pflichten.
Darüber hinaus stellt sich ein generelles Problem, besonders für Menschen, die sich bewusst für den einen oder anderen Weg entscheiden wollen. Es gilt nämlich wortgetreu zu prüfen, welche Vor- und Nachteile diese oder jene Wahrheit hat und, vor allem, wie sie überhaupt zu verstehen sei.
Meine Freundin hat mit ihrem Partner in dieser Hinsicht allerdings einen Glücksgriff von außergewöhnlicher Natur getan, da er nicht nur für das Jenseits, sondern bereits auf Erden in besonderem Maße für ihr Wohlergehen sorgt. Zwar sind sie beide gar nicht religiös, aber um zumindest den göttlichen Mainstream-Varianten gerecht zu werden, möchte ihr Freund nicht, dass am Wochenende geputzt wird, das heißt von Freitag bis Sonntag einschließlich. Denn man kann ja wirklich nie wissen, welche Auslegung die richtige ist, sodass man am besten alle drei in Frage kommenden Tage zu Ruhetagen erklärt. Durch diese wohlüberlegte Taktik kommt meine Freundin, die die Woche über auswärts arbeitet, nie in die Verlegenheit putzen zu müssen. Diese Aufgabe obliegt ihrem Partner, dem häuslichen Philosophen, der ganz sicher schon deswegen einen Platz im Paradies inne hat. Für mich klingt das nicht nur logisch, sondern schlichtweg glaubwürdig.
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Für R. und S.