Thursday, April 25. 2013
Öffentlich
Eigentlich bin ich Radfahrerin. Aber das neuerliche Jetztzeitwetter brachte mich dazu, den Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel schätzen zu lernen. Und das nicht nur, weil Busse und Bahnen im Winter warm sind und im Sommer kühl - das sind sie nämlich nicht unbedingt, oft ist es umgekehrt -, oder weil sie bequem sind - denn auch das ist Ansichts- oder Glücksache. Vielmehr ist das Beobachten, besser: das Wahrnehmen der Anderen, der wahre Gewinn. Sie wissen schon, die Anderen, das sind die Andersdenkenden, denen die Freiheit gehört, derer sie sich reichlich bedienen.
Zum Beispiel die Jungs, die ihren Mega-Joint dankenswerterweise vor dem Bahnhofsgebäude durchzogen.
"Du lieber Himmel", sagte ich. "Da wird man ja schon im Vorbeigehen stoned!"
"Willste 'n Zug?", zeigte sich der Junge, der an selbigem war, großzügig.
"Nein, danke!", sagte ich. Nein, bitte nicht! hätte es heißen müssen.
"Is' genug da!", grinste sein Kumpel, dem der Junge jetzt das Kraut weiterreichte.
"Heimatland!", begann ich. Ich habe vor gut 25 Jahren 2 Jahre Therapie gemacht, weil mir schon 8 Jahre zuvor die Kifferei so sehr auf den Senkel ging, dass ich lieber 7 Jahre auf H (sprich: äitsch) blieb.
Das sagte ich aber nicht. Das mit den vielen Zahlen wäre eh ein wenig zu kompliziert für die seligen Kiffergehirne, die im Dauerdämmerzustand ihre Besitzer zum ständigen Grinsen veranlassen.
Ich beließ es daher bei 'Heimatland' und überließ die Jungs ihrem nasenbetäubenden Halbgift.
Dann waren da ja auch noch die Eltern, ausnahmsweise bahnfahrend, mit Brut. Die, die stets unfassbar bemüht sind, mit ihren Ein- bis Dreijährigen zu diskutieren.
Sie kramen in ihren Taschen: "Willst du Apfelsaft, Kirschsaft oder Orangensaft? Oder lieber was Süßes? Einen Schokoriegel oder Gummibärchen? Kaugummi? Also, du musst dich schon entscheiden!"
Das erinnert mich an einen Film (ich beziehe fast mein gesamtes Wissen über die menschliche Verfassung aus Filmen und Serien, der Rest stammt tatsächlich aus Büchern), an den Film "Getäuscht" mit einer tatsächlich ernstzunehmenden Goldie Hawn in der Hauptrolle. Ein durchschnittlicher Thriller, bei dem mir ein Highlight im Gedächtnis blieb. Hawn als Adrienne Saunders wird von ihrem Ex erpresst wird, ein bestimmtes Schmuckstück wiederzubeschaffen. Das Leben ihrer kleinen Film-Tochter steht auf dem Spiel, die just diese Kette als vermeintlichen Modeschmuck an eine ihrer Freundinnen verschenkt hat.
Als Hawn in ihrer Rolle in die Wohnung dieser kleinen Freundin kommt, jammert und brüllt diese wie am Spieß, weil sie das Schmuckstück nicht hergeben will. Ihr Alle-Zeit-der-Welt-Vater sagt ihr so was wie: "Ja, weißt du, Erwachsene machen eben manchmal Dinge, die man nicht versteht. Wir wissen, dass du enttäuscht bist!" Als weiter nichts passiert, greift Saunders, die völlig verängstigt ist, dass der Irre von Ex seine Drohung wahr macht, die Tochter zu töten, nach der Halskette und reißt sie an sich. "Ist denn hier niemand Erwachsenes, der mal ein Machtwort spricht?!" schreit sie und läuft hinaus.
So möchte ich auch reagieren, besonders wenn die Lage der Kids denen aus dem Holzhausen-Viertel gleicht. Vater und Mutter goldgebräunt - kürzlicher Urlaub auf den Malediven, nicht Studio - beide gekleidet in Aigner, Armani oder Boss, der Sohn mit ihm, die Tochter mit ihr im Partnerlook, dunkelblau-weiß-gestreiftes Segel-Outfit und Kleider mit Blümchen. Den Sprösslingen, die in einer Hand eine Bionade, Holunder natürlich, und in der anderen Hand eine Tüte Eis mit drei Kugeln (mehr passten nicht drauf) haben, bieten sie noch Schokoriegel oder Gebäckteilchen an, während andere Kinder in der Bahn ihnen nicht zuschauen mögen.
Dann möchte ich mich an Regeln festklammern und fragen, ob diese Eltern wissen, dass Eisessen in der Bahn nicht erlaubt ist, oder etwas ähnlich Mieses sagen, das ich sonst nie erwähnen würde - nur damit auch mir der Anblick erspart bleibt.
Ich frage nicht und sage nichts, aber ich kaufe den Nachbarkids bei mir um die Ecke je ein Eis und gebe der Junkiebettlerin vor Alnatura einen Euro, obwohl ich ihr sonst immer sage, dass sie Therapie machen soll.
© 2013
Zum Beispiel die Jungs, die ihren Mega-Joint dankenswerterweise vor dem Bahnhofsgebäude durchzogen.
"Du lieber Himmel", sagte ich. "Da wird man ja schon im Vorbeigehen stoned!"
"Willste 'n Zug?", zeigte sich der Junge, der an selbigem war, großzügig.
"Nein, danke!", sagte ich. Nein, bitte nicht! hätte es heißen müssen.
"Is' genug da!", grinste sein Kumpel, dem der Junge jetzt das Kraut weiterreichte.
"Heimatland!", begann ich. Ich habe vor gut 25 Jahren 2 Jahre Therapie gemacht, weil mir schon 8 Jahre zuvor die Kifferei so sehr auf den Senkel ging, dass ich lieber 7 Jahre auf H (sprich: äitsch) blieb.
Das sagte ich aber nicht. Das mit den vielen Zahlen wäre eh ein wenig zu kompliziert für die seligen Kiffergehirne, die im Dauerdämmerzustand ihre Besitzer zum ständigen Grinsen veranlassen.
Ich beließ es daher bei 'Heimatland' und überließ die Jungs ihrem nasenbetäubenden Halbgift.
Dann waren da ja auch noch die Eltern, ausnahmsweise bahnfahrend, mit Brut. Die, die stets unfassbar bemüht sind, mit ihren Ein- bis Dreijährigen zu diskutieren.
Sie kramen in ihren Taschen: "Willst du Apfelsaft, Kirschsaft oder Orangensaft? Oder lieber was Süßes? Einen Schokoriegel oder Gummibärchen? Kaugummi? Also, du musst dich schon entscheiden!"
Das erinnert mich an einen Film (ich beziehe fast mein gesamtes Wissen über die menschliche Verfassung aus Filmen und Serien, der Rest stammt tatsächlich aus Büchern), an den Film "Getäuscht" mit einer tatsächlich ernstzunehmenden Goldie Hawn in der Hauptrolle. Ein durchschnittlicher Thriller, bei dem mir ein Highlight im Gedächtnis blieb. Hawn als Adrienne Saunders wird von ihrem Ex erpresst wird, ein bestimmtes Schmuckstück wiederzubeschaffen. Das Leben ihrer kleinen Film-Tochter steht auf dem Spiel, die just diese Kette als vermeintlichen Modeschmuck an eine ihrer Freundinnen verschenkt hat.
Als Hawn in ihrer Rolle in die Wohnung dieser kleinen Freundin kommt, jammert und brüllt diese wie am Spieß, weil sie das Schmuckstück nicht hergeben will. Ihr Alle-Zeit-der-Welt-Vater sagt ihr so was wie: "Ja, weißt du, Erwachsene machen eben manchmal Dinge, die man nicht versteht. Wir wissen, dass du enttäuscht bist!" Als weiter nichts passiert, greift Saunders, die völlig verängstigt ist, dass der Irre von Ex seine Drohung wahr macht, die Tochter zu töten, nach der Halskette und reißt sie an sich. "Ist denn hier niemand Erwachsenes, der mal ein Machtwort spricht?!" schreit sie und läuft hinaus.
So möchte ich auch reagieren, besonders wenn die Lage der Kids denen aus dem Holzhausen-Viertel gleicht. Vater und Mutter goldgebräunt - kürzlicher Urlaub auf den Malediven, nicht Studio - beide gekleidet in Aigner, Armani oder Boss, der Sohn mit ihm, die Tochter mit ihr im Partnerlook, dunkelblau-weiß-gestreiftes Segel-Outfit und Kleider mit Blümchen. Den Sprösslingen, die in einer Hand eine Bionade, Holunder natürlich, und in der anderen Hand eine Tüte Eis mit drei Kugeln (mehr passten nicht drauf) haben, bieten sie noch Schokoriegel oder Gebäckteilchen an, während andere Kinder in der Bahn ihnen nicht zuschauen mögen.
Dann möchte ich mich an Regeln festklammern und fragen, ob diese Eltern wissen, dass Eisessen in der Bahn nicht erlaubt ist, oder etwas ähnlich Mieses sagen, das ich sonst nie erwähnen würde - nur damit auch mir der Anblick erspart bleibt.
Ich frage nicht und sage nichts, aber ich kaufe den Nachbarkids bei mir um die Ecke je ein Eis und gebe der Junkiebettlerin vor Alnatura einen Euro, obwohl ich ihr sonst immer sage, dass sie Therapie machen soll.
© 2013
Monday, April 15. 2013
ich bin
Friday, April 12. 2013
your name unspoken
Thursday, April 11. 2013
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